Archiv des Meeres | seit/since 1998

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Archiv des Meeres, Ansicht Ausstellung Palazzo Constanti Triest
Ansicht Ausstellung Palazzo Constanzi, Triest 2006
Bestehend aus je einer Karteikarte, einem Schnappglas mit Meerwasser von der Entnahmestelle, zwei Objekten- ein künstliches und ein natürliches, fünf Fotografien
(Stand 1.9.2010 von 67 Fundstellen u.a. Barcelona, Helsinki, Venedig, Caorle, New York, Rio de Janeiro, Liverpool, Monaco, Cannes, St.Tropez, Le Bacares (F), Bort Bou (E), Genua, Triest, Pirano (SLO), Funchal, Parati (BR), Lanzarote, Cornwall – St. Ives, San Francisco, Los Angeles, Matala (GR), Portofino (I), Durres (ALB), Ushuaia (ARG)
         
Nr. 2, Rodi Gargánico/ITA, 31.7.98, 18:55, 300 m westlich der Pension Sabbia d´Oro (Lio Ponente), Fundstücke: Zange Meereskrebs, 2,5cm zerbrochen, Armband
Nr.16, Cannes/FRA 15.5.00, 16:05, Plage Public bei Filmpalast, Fundstücke: Vogelfeder 12cm, Heft Variety„Cannes News“ No 6, 37x31cm
Nr.26 m6, Manhattan, New York., 4.9.00, 16:20, Pier 26 - Surfschule, Fundstücke: Holzstück, l=21cm, Luftballonteil grün, 2,5cm

Die Wasserentnahme erfolgt an einem Ort unserer Wahl. Die Fundobjekte, pro Ort ein natürliches und ein künstliches Objekt, müssen sich in einem Umkreis von zehn Meter um den Punkt der Wasserentnahme befinden. Die Wasserentnahme wird durch eine Fotografie dokumentiert. Auf diese Aufnahme folgend, werden vier weitere Fotografien, unabhängig von fotoästhetischen Entscheidungen, beginnend nach links in Richtung der Tangente zur Wasserlinie, und um jeweils weitere 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht, aufgenommen. Die Tageszeit der Wasserentnahme ist frei wählbar. Alle Wasserentnahmen und Fundobjekte werden fortlaufend nummeriert und mit Datum, Uhrzeit (Ortszeit) und genauer Ortsangabe versehen.

Mit dem Projekt „Archiv des Meeres“ vereinen wir unsere Sehnsucht nach maritimen Landschaften mit dem Drang zum Kollektionieren und Archivieren. Dabei fokussieren wir unsere Arbeit auf jenen, von Kartographen als Litoral bezeichneten, tatsächlich aber unscharfen, durch die Gezeiten bestimmten Streifen, der weder Meer noch Land ist, und in dem sich Strandgut sammelt.
Seit dem beginnenden 18. Jahrhundert haben die Meeresgestade die Phantasien von Reisenden beflügelt. Bis dahin als unheilbringende Randzone oder Überrest der Sintflut gesehen, wurden dieser Übergangszonen zunächst von „gelehrten Reisenden“ für ihre Sammelleidenschaft entdeckt, und nach vom Meer freigegebenen Fossilien und Muscheln durchstöbert. Bei seinen Küstenspaziergängen hatte es dieser Typ des Reisenden auf Bestandsaufnahmen und dem Sammeln von Objekten für seine Naturaliensammlung abgesehen, ohne jedoch Sammlungsziel oder Methode zu definieren. Mit dem wissenschaftlichen Interesse an Geologie, Botanik und Meereswelten wurden die Küstenstreifen auch zum Forschungsort, später durch die Malerei zum Ort kontemplativer Beschaulichkeit, der darüber hinaus heilbringende Meereswasser- und Luftkuren versprach.
Wir lieben das Meer. Also erkunden wir Meeresküsten dort, wo uns unsere Reisen hinführen, erwandern die Küstenstreifen und durchstöbern ihre Schwemmzonen und Landschaften. Wir legen Bestände und Inventare an, etikettieren Weggeworfenes und Angeschwemmtes, und fotografieren den Akt der Entnahme von Wasserproben mit dem Ziel menschliche Eingriffe in die Natur zu dokumentieren und zu archivieren und führen sie als Beweisstück unserer Anwesenheit am Ort an.
Die Auswahl unserer Sammlungsorte unterliegt unserer Faszination von diesen Orten. Die historische und die kulturelle Bedeutung eines Ortes sind für die Auswahl ebenso bestimmend, wie topographische Eigenheiten oder die „Aura“ von Gezeiten freigelegten Schwemmguts, das sich uns zufällig darbietet. Der „Zufälligkeit“ der Auswahl von Objekten wird jedoch stets durch Assoziationen zum Fundort und seinen natürlichen und kulturellen Bedingungen begegnet.
Aus dem Projekt „Archiv des Meeres“ spricht neben unserem Interesse an Geschichte und Bedeutung die den Meeresküsten zugeschrieben wird vor allem die Hoffnung auf einen sentimentalen Fund, wie dem einer Flaschenpost, den man als Kind träumte.